Im Jahr 2012 haben wir uns erstmals intensiv mit unserer Unternehmenskultur und dem Begriff „New Work“ befasst. Von da an waren Selbstverantwortung, Offenheit und Vertrauen wichtige Säulen unserer Kultur und Zusammenarbeit. Arbeiten im Home Office mit über ganz Deutschland verteilten Menschen war für uns bereits Normalität, wie auch die selbstverantwortliche Arbeit in Projekten und Projektteams. Im Jahr 2019 stießen wir dann auf das Konzept der kollegialen Führung durch das Buch "Das kollegial geführte Unternehmen" von Claudia Schröder und Bernd Oestereich. Während eines Culture Camps haben wir uns intensiv mit diesem Modell beschäftigt und es schließlich in unserem Unternehmen eingeführt.
Wie bereits beschrieben war selbstverantwortliches Arbeiten und das Gefühl, ein „New Work“ Unternehmen zu sein, schon vor der Umsetzung des Modells der kollegialen Führung für uns normal. Es gab keine wahrnehmbaren Hierarchien oder Menschen, die sich selbst als „Vorgesetzte“ sahen. Stattdessen wurde gleichberechtigt an konkreten Themen gearbeitet und Verantwortlichkeiten waren situativ verschieden. Das lief intuitiv ohne es irgendwo fest zu halten. Durch die folgende Auseinandersetzung mit dem Modell der Kreisorganisation haben wir festgestellt, dass transparente Verantwortlichkeiten gerade in Unternehmen ohne starre Hierarchien einen großen Wert schaffen können.
Das Modell der Kreisorganisation lässt sich am besten mit konzentrischen Ringen beschreiben, die sich sowohl nach außen gegenüber dem Markt (Kunden, Lieferanten, Gesellschaft etc.) als auch nach innen gegenüber den Inhabern abgrenzen. In diesen Ringen befinden sich Kreise, die sich immer aus Menschen zusammensetzen, die definierte Aufgaben erfüllen und flexible Verantwortlichkeiten aufweisen. So kann ein Mitarbeiter in mehreren Kreisen organisiert sein, die Verantwortlichkeiten können sich jedoch unterscheiden. Jeder Kreis führt sich selbst und seinen Zuständigkeitsbereich.
Im letzten äußeren Ring befinden sich die Geschäftskreise, die direkt zur Wertschöpfung beitragen. Diese interdisziplinären Einheiten vereinen alle notwendigen Fähigkeiten, um spezifische Wertleistungen zu erbringen und können in kleinere Einheiten unterteilt werden. Hier befinden sich z. B. Kreise von Menschen, die an einem gemeinsamen Kundenprojekt arbeiten. Kreise, die für bestimmte geschäftliche Bereiche zusammenarbeiten, werden in Geschäftsbereiche zusammengefasst. Bei uns sind das Good Consulting, Good Applications und Good License.
Daneben gibt es die Dienstleistungskreise, die allgemeine Dienstleistungen wie Buchhaltung, Marketing, IT usw. erbringen und damit die Geschäftskreise unterstützen. Zusätzlich gibt es Führungs- und Koordinationskreise für übergeordnete Aufgaben. Hier finden sich typischerweise die Aufgaben der Geschäftsführung. In Kollegen- und Praktikergruppen werden Erfahrungen und Wissen ausgetauscht. Diese Gruppen unterstützen sich gegenseitig in der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung. Diese Gemeinschaften arbeiten formlos, ihre Existenz ist jedoch allgemein bekannt.
Um eine effektive Selbstorganisation zu gewährleisten, ist eine klare Übersicht über Zuständigkeiten, Aufgaben und Mitgliedschaften in den verschiedenen Kreisen notwendig. Eine physische Pinnwand oder digitale Veröffentlichung der Organisationslandkarte, auf der die Namen der Mitglieder in den verschiedenen Kreisen verzeichnet sind, sollte jedem einfach zugänglich sein und regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Seitdem wir uns das erste Mal mit der kollegialen Führung und der Kreisorganisation befasst haben, ist schon einige Zeit vergangen. Wir haben unser Kreismodell seitdem regelmäßig angepasst. In der Praxis gilt es, die Systematik und seine Prinzipien regelmäßig ins Gedächtnis zu rufen und so aktiv sichtbar zu machen. Kommen neue Menschen in das Unternehmen, ist es wichtig sie mit dem Konzept vertraut zu machen. Gleichzeitig macht die transparente Darstellung der Organisationsstruktur das Onboarding neuer Mitarbeitender wesentlich einfacher.
Die kollegiale Führung hat uns geholfen, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Einzelne wertgeschätzt wird und in dem wir gemeinsam wachsen können. Dabei ist sie für uns mehr als eine alternative Organisationsstruktur, sie ist ein essenzieller Baustein unserer Unternehmensphilosophie, die auf gemeinschaftlicher Zusammenarbeit und gemeinsamem Erfolg basiert.
Kollegiale Führung und die Kreisorganisation stellen eine innovative Antwort auf die Herausforderungen des modernen Geschäftsumfelds dar. Sie ermöglichen eine flexiblere und agilere Unternehmensstruktur, die sowohl auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter als auch auf Marktanforderungen reagiert. Diese Herangehensweise fördert Eigenverantwortung, Kollaboration und Innovation auf allen Ebenen des Unternehmens. Indem sie traditionelle Hierarchien durch ein Netzwerk von miteinander verbundenen Kreisen ersetzt, ermöglicht die kollegiale Führung eine dynamischere, fairere und anpassungsfähigere Organisationsform. Wir glauben, dass dieser Ansatz nicht nur für uns, sondern auch für andere Unternehmen eine inspirierende und zukunftsweisende Alternative zu traditionellen Führungsmodellen darstellen kann.
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